ERSTES ENERGIEAUTARKES MEHRFAMILIENHAUS DER WELT: HÄRTETEST BESTANDEN

Das zukunftsweisende Mehrfamilienhaus steht in Brütten ZH und kommt ohne externe Energieträger aus. Also ohne Heizöl, Strom und Erdgas und auch ohne Cheminée. Dafür gibt es auf dem Dach jede Menge Photovoltaikelemente. Die Sonne liefert die gesamte Energie für die neun Wohnungen und dank kluger Speicherung ist diese das ganze Jahr vorhanden. Die Bilanz nach dem ersten Winter ist durchwegs positiv. Trotz des kältesten und sonnenärmsten Januars seit Jahrzenten.

MFH Bruetten

Foto: Mehrfamilienhaus Brütten / Quelle: (c) René Schmid Architekten AG

 

Projekt der Umwelt Arena Schweiz
Bereits vor einem Jahr haben wir über das erste energieautarke Mehrfamilienhaus der Welt in unserem Blog berichtet. Es ist ein Projekt der Umwelt Arena Schweiz  einer modernen Ausstellungsplattform für Themen der Nachhaltigkeit. Gemeinsam mit Ausstellungspartnern wurde in Brütten ZH das erste "solarbetriebene" Neunfamilienhaus der Welt gebaut. Dieses kommt komplett ohne externe Energieanschlüsse aus. Der einzige Energielieferant ist die Sonne. Dieses Leuchtturmprojekt der Energiestrategie wurde im Juni 2016 von der Bundesrätin Doris Leuthard persönlich eingeweiht.

 

Grafik

Grafik: Energieautarkes MFH / Quelle: Umwelt Arena Schweiz

Härtetest bestanden
Heute, ein Jahr später, kann die erste Zwischenbilanz gezogen werden. Der Start war happig. Der Winter 2016 war der kälteste und sonnenärmste Winter seit mehreren Jahrzehnten. Umso mehr freut es alle, dass das innovative Mehrfamilienhaus die Nagelprobe mit Bravour bestanden hat! Die Bewohner hatten immer Licht, Strom und mussten auch in diesem kalten Winter nie frieren. Dabei haben die Verantwortlichen festgestellt, dass die im Vorfeld erstellten Simulationen der Realität entsprechen. Die erzielten Resultate erfüllten sowohl bei der Energieproduktion als auch beim Verbrauch die prognostizierten Werte. So benötigten die Bewohner des Neunfamilienhauses nur halb so viel Energie (2‘200 kWh) statt wie schweizweit üblich 4‘400 kWh pro Wohnung/Jahr. Und dies, obwohl aufgrund der üblichen Hausfeuchtigkeit in Neubauten anfangs mehr Energie verbraucht wurde. Eine tolle Bilanz. 

MFH Bruetten

Foto: Die Fassade ist mit Dünnschicht-Solarzellen verkleidet. Quelle: (c) René Schmid Architekten AG

 

Wichtige Erfahrungen konnten gesammelt werden
Einzig die Zuverlässigkeit der Brennstoffzelle, die aus dem im Sommer mit Sonnenenergie erzeugten Wasserstoff wieder Strom und Wärme produziert, erwies sich zu Beginn der kalten Jahreszeit als ungenügend. Mit entsprechenden Anpassungen und einer neuen Software-Programmierung konnte das Problem behoben werden. Die Bilanz nach dem ersten Winter zeigt, dass - wie berechnet - lediglich eine Stromlücke von zehn Prozent besteht. Diese kann jedoch mit dem selber produzierten Wasserstoff abgedeckt werden. Zusätzliches Potenzial sehen die Experten zudem beim thermischen Wassertank (Langzeitspeicher), der noch stärker isoliert werden soll. Wichtige Erfahrungen, die zukünftig in weitere innovative Projekte einfliessen werden. 

MFH Bruetten Wasserstofftanks

Foto: Die Wasserstofftanks dienen der Lanzeitspeicherung der Energie. Quelle: (c) René Schmid Architekten AG

 

Mieter sind glücklich
Die Mieter, die durch ein Casting ausgewählt wurden, sind alle sehr zufrieden. Sie leben nicht anders als in einem ganz gewöhnlichen Haus und müssen sich keineswegs einschränken. Sie sind jedoch sensibilisiert bezüglich eigenem Energieverbrauch. Denn in jeder Wohnung ist ein Tablet an der Wand installiert, das anzeigt, wie viel Prozent des täglichen, wöchentlichen und monatlichen Energiebudgets in der Wohnung verbraucht werden. Wenn die Bewohner jederzeit die eigenen Verbrauchszahlen kontrollieren können, achten sie, ohne es zu merken, viel stärker auf ihren Stromverbrauch. So ist es selbstverständlich, energieeffiziente Geräte oder nur noch LED-Lampen zu nutzen. Ein tiefer Energieverbrauch motiviert die Bewohner und die Rechnung geht für alle auf. 

MFH Bruetten Musterwohnung

Foto: Musterwohnung Brütten. Quelle: (c) René Schmid Architekten AG

 

Ausstellungen und Führungen
Das Projekt „Energieautarkes Mehrfamilienhaus“ dient als Vorbild und zeigt, was mit der bereits heute vorhandenen Technologie möglich ist. Kein Wunder, dass das innovative Projekt auf reges Interesse in der breiten Öffentlichkeit stösst. In der speziellen Themenführung in der Umwelt Arena erfahren Besucher anhand eines Grossmodells des Mehrfamilienhauses alles Wissenswerte über das erste energieautarke Haus der Welt. Den technischen Aufbau, aktuelle Energiedaten sowie die technischen Lösungen. Zudem finden Gruppenführungen vor Ort in Brütten statt, in denen die Besucher das ganze Haus erleben können. Angefangen vom Garten, wo es um die Architektur und die Solaranlage geht, über den Keller bis hinauf zur Musterwohnung.

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